Sprechstunde am Straßenrand

Sozialmediziner und Kandidat zum Bundespräsidenten


Mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Ärmsten der Gesellschaft ist Prof. Dr. Gerhard Trabert mittlerweile weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt.
VorSicht traf den Mainzer „Straßen-Doc“ und unterhielt sich mit ihm über seine Motivation, Obdachlose dort aufzusuchen, wo sie leben und ihnen durch medizinische Versorgung ein Stück Würde zurückzugeben.
„Kommt der Patient nicht zum Arzt, muss der Arzt eben zum Patienten kommen.“ Nach diesem Motto versorgt der Mainzer „Straßen-Doc“ Prof. Dr. Gerhard Trabert mit seinem Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ nun bereits seit 25 Jahren Patienten in der Region Mainz-Bingen.

Dabei stand ein Medizinstudium zunächst gar nicht auf seiner Agenda, nachdem er in Wiesbaden Soziale Arbeit studiert hatte und in der Mainzer Uniklinik im Sozialdienst tätig wurde. Immer wieder bekam er dort jedoch zu hören, dass seine Vorstellungen eines ganzheitlichen Gesundheitskonzepts nicht umsetzbar seien. „Das Totschlag-Argument war dann meistens: 'Du bist kein Arzt und kannst das nicht beurteilen'“, blickt er heute auf den Schlüsselmoment zurück, der ihn dazu motiviert hat, auch noch Medizin zu studieren.
Seine Promotion befasste sich dann bereits wegweisend mit dem Thema „Gesundheitsversorgung Wohnungsloser“ und unterstrich die Tatsache, dass Armut krank und Krankheit arm macht. Ein Zustand, der sowohl in der Politik als auch in der breiten Öffentlichkeit oft nicht wirklich wahrgenommen und vernachlässigt wird.

1994 startete er schließlich mit seiner „Sprechstunde“, die heute als „Mainzer Modell“ bekannt geworden ist, direkt bei den Armen und Wohnungslosen in den Fußgängerzonen. Dafür wurde ihm eine zweijährige „vorläufige Ermächtigung“ wohnungslose Menschen auf der Straße zu behandeln erteilt. Drei Jahre später kam durch eine großzügige Spende des Musikers Phil Collins eine rollende Ambulanz hinzu, die seitdem anfangs in Mainz und seit einigen Jahren auch in anderen Städten wie beispielsweise Bingen an bestimmten Tagen feste Anlaufpunkte für Menschen mit medizinischen Problemen bietet. Weitere Behandlungsräume stehen dem Verein seit 2013 in der Mainzer Zitadelle zur Verfügung.

„Dass daraus einmal über 25 Jahre werden würden, war damals nicht wirklich absehbar“, blickt der Mediziner heute auf die Anfänge zurück. Über 40 Kolleginnen und Kollegen vom Zahnarzt bis zum Psychiater, vom Schuldnerberater bis zum Sozialarbeiter wirken mittlerweile ehrenamtlich im Verein mit und tragen so dafür Sorge, dass über 750 Menschen im Jahr, die durch besondere Schicksalsschläge den Boden unter den Füßen verloren haben, sowohl
medizinisch als auch „menschlich“ versorgt werden.
Auf die Frage, welchen Traum er gerne verwirklicht sehen würde, kommt die Antwort ohne langes Zögern: „Eine kleine Armutsklinik mit medizinischer Versorgung und einem sauberen Bett für die Dauer der Genesung für jedermann nach dem Vorbild des von Albert Schweitzer gegründeten Spitals in Lambaréné.“

Vor Ort in Bingen

In Bingen ist der Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ immer montags um ca. 13 Uhr in der Mainzer Straße in der dortigen Einrichtung
für wohnungslose Menschen anzutreffen.

Kontakt:
Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. 
Zitadelle 1, Bau F 
55131 Mainz
info@armut-gesundheit.de 
www.armut-gesundheit.de


    

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