Zum zweiten Mal in Folge konnte der Vortrag nicht im Rahmen einer großen Veranstaltung stattfinden, sondern ist ausschließlich online zu sehen. Prof. Dr. Monika Schnitzer sitzt seit 2020 im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. An der Ludwig-Maximilian-Universität in München ist die Wirtschaftswissenschaftlerin seit 1996 Inhaberin des Lehrstuhls für komparative Wirtschaftsforschung.
In ihrem rund 30-minütigem Vortrag „Wann läuft es wieder rund? Aus der Coronakrise zurück in die Normalität“, konzentriert sich Schnitzer auf die Ergebnisse aus dem im November vorgelegten Gutachten des Sachverständigenrates. Es befasst sich mit den Auswirkungen der Pandemie und beschäftigt sich mit den zentralen wirtschaftlichen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um in die neue Normalität zu gelangen. Letztlich gibt es eine Prognose für das kommende Jahr.
Ein Fazit: "Wir müssen dauerhaft mehr in Bildung investieren, um die Rückstände aus der Pandemie aufzuholen und die Digitalisierung voran treiben", so Professor Schnitzler.
Die Wirtschaft habe sich nach dem tiefen Einbruch der Weltkonjunktur wieder kräftig erholt. Allerdings habe sich das Wachstum aufgrund des neuerlichen Lockdowns verlangsamt. Hatten die Wissenschaftler im Frühjahr 2021 noch eine kräftige Erholung prognostiziert, wurde diese durch angebotsseitige Engpässe verlangsamt. Unter anderem kam es zu Frachtkostensteigerungen und Lieferengpässen, insbesondere bei Mikro-Chips.
"Wir haben für dieses Jahr unsere Prognose auf 2,7 Prozent Wachstum reduziert, während wir noch im Frühjahr ein Wachstum von 3,1 erwartet hatten. Für 2022 haben wir ein Wachstum von 4,6 Prozent prognostiziert. Das Vorkrisenniveau dürfte im ersten Quartal 2022 wieder erreicht werden."
Allerdings haben die Forscher nicht mit Omikron gerechnet. Sollte es also in diesem Winter wieder zu Einschränkungen kommen, werden diese die Wirtschaft nicht mehr so hart treffen wie im vergangenen Jahr – ungeachtet einzelner Bereiche wie der Gastronomie.
Die derzeit hohe Inflation sei durch eine Reihe von temporäre Effekten getrieben, so zum Beispiel aufgrund des wieder angehobenen Mehrwertsteuersatzes. Dazu kam die CO2-Bepreisung für Energie, was Preissteigerungen unter anderem bei den Kraftstoffen bedeutete. Zudem seien die Energiepreise auch konjunkturbedingt wieder gestiegen. Für dieses Jahr erwarten die Forscher einen Preisanstieg von 3,1 Prozent, für das nächste Jahr 2,6 Prozent.
Auch die Gefahr bevorstehender Insolvenzen halten die Gutachter für überschaubar. Bisher wurden sogar 3.500 weniger Insolvenzen registriert, als zu erwarten gewesen wäre. Selbst wenn diese in den nächsten Monaten realisiert würden, seien keine größeren Verwerfungen zu erwarten. "Wir rechnen aber nicht mit Nachholeffekten in großem Umfang", so Schnitzer. Allerdings machen die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten Vorschläge, wie Insolvenzverfahren erleichtert oder vermieden werden können, unter anderem zum Beispiel durch die Umwandlung von Steuerschulden in Nachrangdarlehen, um die Liquidität zu verbessern.
Peter Scholten, der Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Nahe, sagte in seinem Vorwort: „Unsere Filialen sind unser Gesicht in der Fläche, das wollen wir nicht verlieren.“
Entgegen dem Trend vieler Geldinstitute baue die Sparkasse Rhein-Nahe neue Beratungscenter in Bingen und Rüdesheim. Scholten betont, dass auch keine weitere Filiale geschlossen werde und es zu keinem weiteren Personalabbau komme. Stattdessen stehen die Zeichen auf Wachstum, auch im Mitarbeiterbereich. Denn nicht zuletzt den Angestellten sei es zu verdanken, dass „wir unsere Betriebsergebnisse in 2021 um knapp 25 Prozent steigern konnten.“ Scholten sagt, dass das Vertrauen der Kundinnen und Kunden eng verbunden mit dem Engagement der Belegschaft ist. So ist die Sparkasse Rhein Nahe auch in 2021 die landesweit größte Sparkasse.
Auch die vor einigen Jahren beschlossene geschäftspolitische Neuausrichtung trägt weiterhin Früchte. Scholten hebt die Erweiterung der Geschäftsfelder um die Bereiche Projektentwicklung und strukturierte Finanzen hervor. Diese Differenzierung sei nicht nur gelungen, sondern habe die Sparkasse Rhein Nahe durch die Niedrigzinsphase gebracht. Hinzu komme „Kundenbindung, gegenseitiger Respekt, die versöhnliche Bindung, die wir haben und die den Unterschied zu anderen Institutionen ausmacht.“
Virtuell mit einem Video-Grußwort zugeschaltet sind auch die Träger der Sparkasse Rhein Nahe, die Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach, Dr. Heike Kaster-Meurer, die Landrätinnen der Landkreise Mainz-Bingen und Bad Kreuznach, Dorothea Schäfer und Bettina Dickes sowie der Oberbürgermeister der Stadt Ingelheim Ralf Claus. Sie wünschen der Veranstaltung viel Erfolg und freuen sich schon jetzt auf den ersten gemeinsamen Wirtschaftspolitischen Vortrag nach Corona.