Der junge Mann war auf die Aussichtsplattform Bastei auf dem Rotenfels gestiegen und sprang von dort in die Tiefe. Der Nervenkitzel endete wenige Augenblicke später nur 30 Meter unterhalb der Bastei. Eine Windböe hatte den sich öffnenden Fallschirm erfasst. Dadurch verfing dieser sich im Rotenfelsmassiv und blieb mit samt seinem Basejumper in großer Höhe hängen. Da der junge Mann nur am Fallschirm hing und sich notdürftig im Fels festhalten konnte, bestand ein latentes Absturzrisiko. Mehrere Personen, die das Malheur beobachtet hatten, wählten den Notruf.
Um 12.50 Uhr wurden nach Auskunft von Feuerwehrsprecher Rouven Ginz die Wehren aus Norheim, Traisen und Rüdesheim, die Facheinheit Einfache Rettung aus Höhen und Tiefen (ERHT) der VG-Feuerwehr, die Brand- und Katastrophenschutzinspekteure, die DRK Bergwacht aus Bad Kreuznach und Kirn, ein Rettungswagen des Malteser Hilfsdienstes und die Polizei alarmiert.
Während die Aktiven aus Norheim gemeinsam mit Wehrleiter Christian Vollmer die Landesstraße zwischen Norheim und Bad Münster unterhalb der Bastei anfuhren und die Lage erkundeten, begaben sich die Wehrleute aus Traisen, Rüdesheim und von der ERHT gemeinsam mit der Polizei und dem Rettungsdienst auf die Bastei. Die Einsatzkräfte der Bergwacht eilten von einer Übung im Binger Wald nach Traisen.
Aufgrund der komplexen Lage des Fallschirmspringers gestaltete sich seine Rettung aufwendig. Da eine Rettung über die Rotenfelswand nach oben und unten ausschied, forderte Einsatzleiter Christian Vollmer nach Abstimmung mit der Bergwacht einen Hubschrauber mit Seilwinde der Polizei Hessen aus Egelsbach an. Gleichzeitig wurden Höhenretter der DRK-Bergwacht Darmstadt alarmiert.
Um ständig Kontakt zum Verunfallten halten zu können, musste die Landesstraße zwischen Norheim und Bad Münster durch die Feuerwehr Norheim gesperrt werden. „Hier kam es leider zu unschönen Szenen, als sich ungeduldige Autofahrer lautstark und teilweise frech über die Sperrung beschwerten“, so Rouven Ginz.
Die Einsatzstelle auf der Bastei unter Führung von Wehrleiter-Stellvertreter Jörn Trautmann wurde in mehrere Abschnitte aufgeteilt. Während die ERHT-Gruppe gemeinsam mit der Feuerwehr Traisen um Zugführer Martin Barth vorbereitende Maßnahmen im Rahmen der Absturzsicherung für den späteren Einsatz der Bergwacht durchführte, richtete die Feuerwehr Rüdesheim auf einer Wiese unweit des Luise-Rodrian-Hauses einen Landeplatz für den Hubschrauber her. Der Bereich rund um die Bastei wurde großflächig abgesperrt.
Thomas Meffert, Leiter der DRK-Bergwacht Bad Kreuznach, stieg zu dem Verunfallten ins Rotenfelsmassiv herab. Dabei wurde er durch die Kräfte der ERHT und der Bergwacht gesichert. Als er den jungen Mann erreichte, konnte er ihn mittels Seil und Karabiner sichern. Somit war die Gefahr des Absturzes gebannt. Nachdem die Verbindung zum Fallschirm gekappt war, flog der Polizeihubschrauber über die Bastei und ließ einen Höhenretter aus Darmstadt mit der Seilwinde zu Thomas Meffert und dem Verunfallten herab. Zuerst wurde der junge Mann mit der Seilwinde gerettet und zum Landeplatz geflogen. Dort nahm ihn der Rettungsdienst in Empfang. Anschließend holte der Hubschrauber auch den Bergretter der Kreuznacher Bergwacht aus dem Massiv und flog ihn samt Fallschirm zum Landeplatz. Der Basejumper wurde nicht verletzt und war nach seiner Rettung sichtlich erleichtert.
Im Feuerwehrhaus Norheim trafen sich die Einsatzkräfte im Anschluss an die erfolgreiche Rettung zur Einsatznachbesprechung. Wehrleiter Christian Vollmer und Brand- und Katastrophenschutzinspekteur lobten die sehr gute Zusammenarbeit aller beteiligten Hilfsorganisationen aus zwei Bundesländern, die schlussendlich zur geglückten Rettung des Mannes führte. Beide dankten den meist ehrenamtlichen Einsatzkräften für die hervorragende geleistete Arbeit an diesem Samstagnachmittag bei einem nicht alltäglichen Einsatzszenario.