Dass Barrierefreiheit ein wichtiges Qualitätskriterium für einen hochwertigen ÖPNV darstellt, darauf hatten sich der Senioren- und Behindertenbeirat in einer gemeinsamen Sitzung Anfang Juni festgelegt. „Vielen Dank, dass so viele von Ihnen erschienen sind. Auch für uns ist dies die erste Veranstaltung dieser Art. Es ist uns wichtig, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung verschiedenster Art die Angebote der neuen kommunalen Busgesellschaft nutzen können – deshalb vertrauen wir auf Ihre Rückmeldungen“, erklärt die Kreisbeigeordnete Almut Schultheiß-Lehn bei der Begrüßung.
Dass die Aktion in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, lag am hohen Interesse und der Mitarbeit vieler Parteien: Neben KRN, Senioren- und Behindertenbeirat war auch die Behindertenbeauftragte Yvonne Bless mit im Boot, die zwischen Betroffenen und Organisatoren vermittelte. Auch einen geeigneten Ort zu finden stellte eine Herausforderung dar, da die KRN kein ausreichend großes Gelände besitzt - doch die Stadtwerke Bingen halfen aus. Weiterhin maßgeblich für das gute Gelingen: interessiertes und lerngewilltes Fahrpersonal, verschiedene Bustypen und natürlich die Hauptpersonen: Menschen, die aus verschiedensten Gründen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Am Trainingstag folgten nach einer „Theoriephase“ im stehenden Fahrzeug kleine Spritztouren mit drei unterschiedlichen Bussen durch Bingen. An einer Haltestelle kamen die Busse nacheinander zum Halten, es wurden Rampen ausgeklappt und die Betroffenen testeten den Weg hinein und hinaus. Teilweise ruckelt es noch an einigen Stellen: So fehlte in einem Fahrzeug ein Gurt zur Befestigung des Rollstuhls, in einem anderen war der Übergang von Rampe zu Busboden zu kantig. Alles in allem waren die Beteiligten aber zufrieden: „Es gibt so viele Dinge zu beachten. Worauf es am Ende ankommt, das wissen nur die Betroffenen“, erklärt der für den ÖPNV zuständige Erste Kreisbeigeordnete Steffen Wolf. Deshalb sei es so wichtig, ihren Standpunkt mitzubekommen. „Auf jeden Fall gilt es, auf jede Situation vorbereitet zu sein und schnell handeln zu können“, erklärt Uwe Hiltmann, Geschäftsführer der KRN.
Nach der Praxisfahrt gab es noch eine Feedbackrunde. Die Ergebnisse werden nun zusammengetragen und in der nächsten Sitzung des Beirates für Menschen mit Behinderungen des Landkreises Mainz-Bingen besprochen. „Diese Veranstaltung war ein voller Erfolg und hat viel Verständnis für beide Seiten geschaffen“, resümiert Almut Schultheiß-Lehn zum Ende der Veranstaltung.
Die Kommunalverkehr Rhein-Nahe (KRN) wird als kommunales Unternehmen der beiden Landkreise Mainz-Bingen, Bad Kreuznach und der Stadt Bad Kreuznach ab 17. Oktober 2022 das Busangebot in den beiden Landkreisen – mit Ausnahme der Stadtverkehre Bingen und Ingelheim sowie einigen Linien im östlichen Teil des Landkreises Mainz-Bingen – bereitstellen. Seit Juni beginnen dafür die Vorbereitungen und Schulungen.