In der Erinnerungs- und Begegnungsstätte - der ehemaligen Binger Synagoge - brachte Dr. von Eyss mit Unterstützung von Dorothea Leitsch und Rolf Marschas den Schülerinnen und Schülern mit einem PowerPoint Vortrag die Geschichte der Binger Juden näher. Schließlich waren sie seit dem 12. Jahrhundert eine feste Größe in Bingen und stellten zeitweise ein Zehntel der Binger Bevölkerung. Noch heute sind ihre Spuren im Stadtbild von Bingen sichtbar. Die Klassen wechselten an den drei Tagen jeweils von der Synagoge zum jüdischen Friedhof und umgekehrt. Der seit 1570 bestehende Binger jüdische Friedhof ist nicht nur ein wichtiges Kulturdenkmal, sondern eine nach wie vor genutzte Begräbnisstätte für Juden. Mit fast 1000 Grabstätten ist dieser Friedhof einer der großen Friedhöfe in Rheinland-Pfalz. Für die Schülerinnen und Schüler gab es viel zu erklären und zu sehen. So wurden die verschiedensten Symbole, die auf den Grabsteinen abgebildet sind, erklärt. Auf dem orthodoxen Teil wurde der Grabstein von Levi Mayer gezeigt, der damals nicht nur Vorsitzender der orthodoxen jüdischen Gemeinde, sondern auch Mitglied des Binger Stadtrates war. Hingewiesen wurde auch auf das Doppelgrab der Geschwister Hohmann, die vor der Deportation durch die Nazis den Freitod wählten. Auch andere Grabstätten von ehemaligen Binger Bürgern denen Bingen viel zu verdanken hat, wurden gezeigt, so die Grabstätten der Familien Coblenz und Landau und nicht zu vergessen, das Grab des Binger Ehrenbürgers Dr. Isaak Ebertsheim, liebevoll auch Dr. Rüböl genannt. Besonders hingewiesen wurde auf 150 Gräber, die auf dem Friedhof fehlen. Es sind die Gräber, die nicht errichtet werden konnten, weil diese Binger von den Nazis verschleppt und ermordet wurden. Damit trotzdem an sie gedacht wird, hat der AKJB in der Stadt Bingen Stolpersteine verlegen lassen. Die Stolpersteine aus Messing werden nach und nach durch sog. QR-Steine ergänzt. Es sind Metallplatten in der gleichen Größe wie die Stolpersteine. In diese Metallplatten sind QR-Codes eingelasert, mit denen per Smartphone oder Tablet nähere Informationen zu den Personen auf den Stolpersteinen sowie Fotos und teilweise auch Filme abgerufen werden können. Für den AKJB boten die Projekttage des SGG die Möglichkeit, auf die in Deutschland in der Verfassung verbriefte Religionsfreiheit hinzuweisen. Zum Abschluss nahm Gundlach die Gelegenheit wahr, zur Toleranz gegenüber anders denkenden oder anders aussehenden Menschen sowie zum Kampf gegen Antisemitismus, Hetze und Gewalt aufzufrufen.