Die Nordsee leidet unter einer zu hohen Stickstoffkonzentration. Diese hohen Werte sind besorgniserregend, da sie zu Sauerstoffmangel führen können, was das Überleben vieler aquatischer Organismen gefährdet. Eine entscheidende Ursache für diese Belastung sind die Flüsse, die mit erhöhten Stickstoffwerten in die Nordsee münden. Um diesem bedenklichen Trend entgegenzuwirken, wurde in der Oberflächengewässerverordnung ein Zielwert von 2,8 mg/l Gesamtstickstoff festgelegt. Leider wird dieses Ziel bisher nicht eingehalten.
Harald Gülzow, der die Messfahrt leitete, erklärt: „Jeder noch so kleine belastete Bach trägt dazu bei, dass die in die Nordsee mündenden Flüsse zu hohe Stickstoffkonzentrationen aufweisen. Wir wollten herausfinden, welche Bäche im Kreis Mainz-Bingen zur Stickstoffbelastung beitragen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.“ Besonders betroffen sind Bäche, die stark von intensiver Landwirtschaft beeinflusst werden. Harald Gülzow stellte im Gonsbach in Gonsenheim eine Stickstoffkonzentration von 12,0 Milligramm pro Liter (mg/l) und im Welzbach in Gau-Algesheim einen Wert von 6,7 mg/l fest. In der Selz in Köngernheim einen wurde ein Wert von 6,5 mg/l und in Frei-Weinheim von 4,3 mg/l gemessen. Eine etwas geringere Belastung zeigt der Wiesbach in Gensingen mit 3,7 mg/l auf, die Nahe mit 3,6 mg/l in Bingen am Rhein und der Flügelsbach in Nierstein mit 3,0 mg/l.
Während zur Bewertung der Gewässerqualität Zielwerte für die Stickstoffkonzentration vorgegeben werden, wird im Grundwasser lediglich die Nitratkonzentration betrachtet. Das Nitrat stellt den größten Anteil am Gesamtstickstoffgehalt in den Gewässern dar und ist somit das größte Problem im Kreis Mainz-Bingen. „Laut Umweltbundesamt stammen über die Hälfte der Nitrate in unseren Fließgewässern aus dem Grundwasser,“ erläutert Harald Gülzow. Messungen vom VSR-Gewässerschutz zeigen im Kreis Mainz-Bingen eine sehr hohe Nitratbelastung im Grundwasser in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft. „Bislang konnten wir keine signifikante Verbesserung der Belastung feststellen,“ stellt Gülzow fest. Durch weitere Brunnenwasseruntersuchungen in diesem Jahr möchte der Verein überprüfen, ob sich durch die umgesetzten Düngemaßnahmen inzwischen positive Entwicklungen zeigen. Die bisherige umfassende Auswertung der Nitratergebnisse haben die Gewässerexperten auf der Homepage mit Diagrammen veranschaulicht dargestellt. Hier erfahren auch alle Interessierten wann das Labormobil im Kreis Mainz-Bingen in diesem Jahr hält: vsr-gewaesserschutz.de/regionales/rheinland-pfalz-saarland/kreis-mainz-bingen/nitrat