Referenten aus Politik, Wirtschaft und Industrie beleuchteten die deutsche Energieversorgung, die ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Mittelstands ist. Dabei wurde deutlich: Während Unternehmen langfristige Planbarkeit brauchen, verursachen regulatorische Unsicherheiten und steigende Kosten existenzielle Herausforderungen. Die Gruppe um Landesgeschäftsführerin Kerstin Raclet gewann den Eindruck, dass es höchste Zeit ist, dass die Politik jetzt die richtigen Weichen stellt, um eine Zukunft mit genug bezahlbarer und nachhaltiger Energie zu sichern.
Dr. Helmut Martin, der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag stellte mit Blick auf die Arbeit des Wirtschaftsrates fest, , dass es wichtig sei, dass sich Unternehmer in die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Diskussion einbringen – erst recht in einer aktuell dramatischen Lage.
Die Landesregierung habe gerade das bundesweit schärfste Klimaschutzgesetz ins Parlament eingebracht: Rheinland-Pfalz wolle schon 2040 klimaneutral sein, was der Bund erst für 2045 und die EU erst für 2050 anstrebe. Der Wirtschaftsausschuss habe dazu Bedenken angemeldet und Probleme aufgezeigt, aber diese würden weggelächelt. Die Landesregierung habe den Weg zu ihrem Ziel auf der Grundlage eines Prognos-Gutachtens aufgezeigt, dessen Ergebnisse bereits wissenschaftlich überholt seien. So gehe das Gutachten von unverändertem Strombedarf aus. „Aber wenn wir die Chemische Industrie und die Stahlproduktion dekarbonisieren wollen, geht das nicht. Falsche Annahme.“ Und der Wald, der als CO2-Binder gefeiert werde, könne bei weitem nicht mehr so viel Klimagas speichern wie in Zeiten, als er noch gesund gewesen sei: Statt fünf Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gehe man heute von maximal 1,7 Millionen Tonnen aus. Bundesweit seien die Wälder inzwischen sogar Emittenten von CO2. „Wir wissen also heute schon, dass die für 2040 formulierten Ziele nicht zu erreichen sind. Die Regierung muss also nachsteuern. Und wen trifft‘s?“ Wenn im Sektor Wirtschaft die Ziele nicht erreicht würden, treffe dies natürlich die Unternehmen, sagte Martin voraus und forderte: „Kluge Wirtschaftspolitik muss an den Standortfaktoren Bildung, Infrastruktur, Energie und Bürokratieabbau anknüpfen.“
Die Geschäftsführer Kai Lehmann und Dr. Maximilian Kneflowski stellten ihren Kollegen Dr. Steffen Lehmann sowie das 1883 in Bad Kreuznach gegründete Familienunternehmen vor. Dieses ist vor zwei Jahren in einen nachhaltig konzipierten Neubau in Rüdesheim umgezogen, weil am bisherigen Firmensitz in Bad Kreuznach nicht mehr genug Platz für eine strategische Weiterentwicklung gegeben war. C. A. Weber hat sein Leistungsportfolio konsequent auf die Zukunft ausgerichtet: Als zuverlässiger Partner entwickelt, plant und realisiert das Unternehmen schlüsselfertige Photovoltaikanlagen, intelligente Batteriespeicherlösungen und Ladeinfrastruktur für E-Mobilität. Für Unternehmen bedeutet das maximale Unabhängigkeit, messbare Kosteneinsparungen und ein aktiver Beitrag zur eigenen Klimastrategie. Denn Photovoltaik ist heute die günstigste Form der Stromerzeugung bei Eigennutzung direkt vor Ort. Gleichzeitig sind Batteriespeicher so erschwinglich wie nie zuvor, was kurze Amortisationszeiten und zusätzliche Lastspitzenoptimierung zur Reduktion der Netzentgelte ermöglicht.
Matthias Wendel, Managing Partner bei BTO Consulting, vermittelte ein beeindruckendes Gesamtbild der Energieversorgung, wie sie derzeit bestehe und in Zukunft aussehen werde. Er zeigte auf, dass sich der Nettostromverbrauch auch durch mehr E-Mobilität und den Einsatz von Wärmepumpen in den nächsten Jahrzehnten mehr als verdoppeln wird und dies erhebliche Investitionen in die Verteilnetze erfordere. Der gewaltige Kapitaleinsatz werde die Netzentgelte in die Höhe treiben.
Über den Energie-Mix und die dadurch gefährdete Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sprach der Schwede Staffan Revemann (Reveman Energy Consulting & Academy), in dessen Heimat die Energiewende in Deutschland und deren Folgen kritisch beobachtet werden. Deutschland verfüge über zu wenig planbare, fossilfreie Energie und sei mehr und mehr von Strom-Importen abhängig. Die Kohleverstromung solle 2038 enden, aber wir seien noch auf Kohle und Gas als Energieträger angewiesen. Wasserstoff als Alternative sei zu teuer, die Finanzierung des Umstiegs unklar.
Die zunehmende Bedeutung von Speicherlösungen für die Stromnetze, aber auch für Unternehmen mit hohem Strombedarf zeigte Jürgen Zinecker auf, der als Geschäftsführer des rasant wachsenden Unternehmens Axsol GmbH fungiert. Durch Investition in eigene Strom-Speicher könnten Unternehmen ihre Lastspitzen kappen und Bezugspreise senken, den Eigenverbrauch von Solarstrom optimieren sowie durch Energie speichern und abgeben attraktive Renditen erzielen.
Am Ende des Informationsaustausches dankte Julius Thress, der Vorsitzende des Wirtschaftsrates Rhein-Nahe und Geschäftsführer des Stahlhandels Julius Thress GmbH & Co. KG, für die vermittelten Informationen. Eindringlich warnte er mit Blick auf die Energiewende: „Wo ist der gesunde Menschenverstand in diesem Land geblieben? Wenn wir so weitermachen und wenn wir es jetzt nicht hinkriegen, dann verlieren wir nicht nur das, was Sie uns hier heute alles schon angedeutet haben, sondern wir verlieren alles. Wir werden unsere soziale Sicherheit, unsere Lebensgrundlagen und unsere Lebensmittel verlieren, wenn wir keine Energie mehr in diesem Land haben werden, die bezahlbar ist.“