Nathalie Herberger, Geschäftsleitung der Stadtverwaltung, war sehr erfreut über das große Interesse an der Führung und an den weiteren Programmangeboten. „Das Haus der Stadtgeschichte bewahrt die Geschichte und Identität unserer Stadt sowie die Lebensgeschichten der Bürgerinnen und Bürger, die Bad Kreuznach geprägt haben. Mit vielfältigen Quellen lassen wir die Vergangenheit lebendig werden und ermöglichen den Menschen heute einen direkten Zugang zu ihrer eigenen Geschichte. Der Tag der Offenen Tür leistet einen wichtigen Beitrag, dieses wertvolle Erbe kennenzulernen und die Bedeutung unseres Archivs für das kulturelle Gedächtnis Bad Kreuznachs zu entdecken.“
Bücher, Urkunden, Akten, Fotos, Postkarten, Landkarten, Filme, Fahnen, Plakate etc. Fast 45.000 Objekte haben Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann und ihr Team gesichtet und erfasst. In die faszinierende Welt der Stadtgeschichte tauchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Magazinrundgänge ein. Start war bei den Zivilstandsurkunden, Melderegistern und Zeitungsbeständen. Geburt, Heirat, Tod, alle Urkunden seit 1799 werden dort in Büchern in Regalen gelagert. Sie dienen der Familienforschung, von dem Menschen aus aller Welt mit ihren Anfragen und Besuchen im Stadtarchiv Gebrauch machen. Wer einen Einblick über das Leben in der Stadt im 19, und 20. Jahrhundert möchte, kann in den Tageszeitungen blättern, die älteste ist aus dem Jahr 1805.
Das Bürgerarchiv ist stetig am Wachsen. „Es zeigt das Stadtgeschehen, den Blick unserer Vorfahren, wie sie damals fühlten und dachten“, so Franziska Blum-Gabelmann. Das Bürgerarchiv wird gespeist aus Schenkungen und Nachlässen, unter anderem der Gebrüder Hans und Friedrich Best, Architekt und Glasmaler, Fotos auf Glasplatten der Fotografin Nelli Schmitthals, Propaganda-Plakate aus der Kaiser-Zeit, der Weimarer Republik und dem Dritten Reich, Gemälde Portraits bekannter Familien, Vereinsfahnen. Im Keller befinden sich zwei weitere Magazine. Ein Raum für das Alte Reich (Heiliges römisches Reich deutscher Nation bis 1806) und einer für Postkarten, Filme und Fotos.
Das älteste Pergamentfragment der Stadt stammt aus dem Jahr 1050. Fast 300 Stadtbücher dokumentieren das Verhältnis der Verwaltung zu ihren Bürgern. Neben Stadtratsprotokollen und Zinsregistern gehört beispielsweise das fünf Kilogramm schwere Schatzungsbuch dazu. Der Buchrücken ist mit Leder umspannt und mit Kupferschnallen verziert. Das Buch gibt für den Zeitraum 1715 bis 1736 Auskunft über die Besteuerung von Grundstücken und Häusern. Aufbewahrt sind dort Akten über die Konzessionen für die Gasthäuser, mit Anträgen, Bauplänen, Genehmigungen, vieles aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts.
Im benachbarten Magazin stehen die Schränke mit Postkarten. Dort lagern auch der Film zum 70. Geburtstages von Feldmarschall Paul von Hindenburg, 1917 im Kurpark Bad Kreuznach und der Film zum 80. Geburtstag von Bürgermeister Karl Kuhn (1898-1986), einer der Väter des Grundgesetzes. 1946 wurde er Mitglied der Beratenden Landesversammlung, die die Landesverfassung für Rheinland-Pfalz entwarf. Nach deren Annahme in einer Volksabstimmung war Karl Kuhn von 1947 bis 1967 Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz.
Das Stadtarchiv Bad Kreuznach hat eine wechselvolle Geschichte“. „Unser Archiv ist die älteste Kultureinrichtung der Stadt“, verabschiedet Franziska Blum-Gabelmann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der beiden Magazins-Rundgänge. Erste gesicherte Hinweise auf ein Stadtarchiv stammen aus dem 17. Jahrhundert. Nach mehreren „Wanderschaften“ hatte das Stadtarchiv von Juni 1994 bis Dezember 2019 seinen Sitz im ehemaligen Pförtnerhaus am Eingang zum Schloßpark, im März 2020 wurde es dann im ehemaligen Bettenhaus Golling nach Umbau und Sanierung als Haus der Stadtgeschichte eingeweiht.