„Drei hochverdiente Persönlichkeiten, die unter zwei Oberbürgermeistern und einer Oberbürgermeisterin ihren Dienst absolviert haben, hinterlassen nun eine große Lücke – mit insgesamt 139 Jahren Verwaltungserfahrung“, so Oberbürgermeister Thomas Feser.
Gabriele Niebergall begann ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten 1980 bei der Stadtverwaltung Bingen. Nach Stationen in der Kämmerei und im Garten- und Friedhofsamt wechselte sie 2007 ins Hauptamt, Bereich Zentrale Beschaffung. „Es war ein sehr breit gefächertes Aufgabengebiet, dass Gabriele Niebergall in ihrer beruflichen Laufbahn absolviert hat. Hierzu gehörten beispielsweise die Beschaffung von technischen Großgeräten wie Kopiersystemen, Telekommunikationsanlagen, Küchengroßgeräte, Präsentationsmedien, Defibrillatoren sowie die Planung und Beschaffung von Büroeinrichtungen. Daneben hat sie unter anderem als Sicherheits- und Fitnessbeauftragte, als betriebliche Ersthelferin und als Mitglied der Steuerungsgruppe Fair Trade mit großem Engagement in der Stadtverwaltung gearbeitet“, hob das Binger Stadtoberhaupt hervor. Erstmalig überreichte er ihr dann die „Binger Nadel“, mit der seit Frühjahr dieses Jahres verdiente Persönlichkeiten der Stadt Bingen am Rhein geehrt werden.
„Ihr Fachwissen, Herr Theobald, ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Ruhe, mit der Sie in turbulenten Situationen reagieren und Ihre Geduld gegenüber den Fraktionen – das wird mir in Zukunft fehlen“, so Oberbürgermeister Feser. Als Anwärter für den gehobenen nichttechnischen Dienst ist Siegfried Theobald ebenfalls 1980 in den Dienst der Stadt Bingen getreten. Zuerst im Bauamt, seit 1988 im Hauptamt. Als stellvertretender Amtsleiter und Abteilungsleiter der Abteilung Zentrale Dienste umfasste sein Aufgabengebiet die allgemeine Verwaltung, Rat und Ausschüsse, Sitzungsvorbereitung, Feuerwehr, Brand- und Katastrophenschutz, Landwirtschaft, Datenschutz. Was hier knapp zusammengefasst ist, umfasst jedoch ein mehr als breites Spektrum in den unterschiedlichsten Bereichen: von der Geschäftsführung im Stadtrat über die Bearbeitung von Einwohneranträgen hin zur Zusammenarbeit mit den örtlichen Fastnachtsvereinen und zur Mitwirkung bei Gefahrenabwehrmaßnahmen und dem Datenschutz. All das braucht bedeutend mehr als nur ein grundlegendes Wissen und dies hat Siegfried Theobald in seiner täglichen Arbeit stets bewiesen.
„Du wirst mir fehlen wie die Hand am Leib. Es ist ein Aderlass, dass du nun in den Ruhestand gehst“, betonte der Oberbürgermeister gegenüber seinem persönlichen Referenten, Stadtsprecher und Wirtschaftsförderer Jürgen Port. „Wir haben vieles miteinander zum Wohle der Stadt erreicht.“
1977 hat Jürgen Port als Dienstanfänger für den mittleren nichttechnischen Dienst seine Laufbahn begonnen. Nach Stationen in der Tiefbauabteilung und dem Sozialamt wechselte er 1987 zum Hauptamt. Als persönlicher Referent für die Oberbürgermeister Erich Naujack und Thomas Feser sowie für Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen bereitete er die Termine der jeweiligen Stadtoberhäupter vor, beziehungsweise nach. Zu seinem breiten Aufgabenfeld gehörte unter anderem die Planung und Koordination der städtischen Öffentlichkeitsarbeit, er war die zentrale Anlauf- und Kontaktstelle für Presse, Rundfunk, Fernsehen, Nachrichtenagenturen und andere Medien. Zudem hat er als Wirtschaftsförderer und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bingen-Ost GmbH sowie des Zweckverbandes Gewerbepark Bingen am Rhein und Grolsheim durch sein Wissen und sein exzellent ausgebautes Netzwerk maßgeblich dazu beigetragen, dass der Wirtschaftsstandort Bingen am Bingen gut aufgestellt ist. Jürgen Port war zudem von 2009 bis 2019 auch Bürger- meister von Oberwesel.
Auch Amtsleiterin Angelika Middelmann hatte Worte des Dankes und der Anerkennung für die Scheidende parat. „Wir werden Sie vermissen“, so ihr treffender Schlusssatz. Ihr oblag es auch, die gemeinsamen Geschenke der Kolleginnen und Kollegen zu überreichen.
Bevor die drei Hauptpersonen der Feierstunde selbst etwas sagten, hatte Anja Port noch eine kleine, aber emotionale Ansprache an ihren Ehemann parat – seine Arbeit für die Stadt Bingen sei Berufung und nicht Beruf gewesen, ein Satz, dem die Anwesenden nur zustimmen konnten. Jetzt gelte es jedoch andere Prioritäten zu setzen und dafür überreichte sie ihm eine entsprechende To-do-Liste für den privaten Bereich.
„Danke für 45 Jahre gute Kollegialität und gemeinsames Arbeiten zu allen Zeiten“, so Gabriele Niebergall. Worte, denen sich Siegfried Theobald gerne anschloss. Er hob hervor, dass stets ein gutes gegenseitiges Vertrauen geherrscht habe und jeder der Mitarbeitenden stolz sein könne, für diese Verwaltung zu arbeiten. Mit einem humorvollen Lächeln bekräftigte er, dass der „Nachbau der Binger Alpen mittels Akten“ nun ein Ende habe und auch der Fußboden und die Tischplatte in seinem Büro wieder sichtbar seien. Wer das Büro kannte und worauf auch Oberbürgermeister Feser in seiner Laudatio anspielte, weiß, dass sich hier – bestens sortierte Unterlagen stapelten – und man hier Fragen stets mit größtem Fachwissen beantwortet bekam.
Nach einem kurzen Überblick über seine mehr als 48-jährige Dienstzeit resümierte Jürgen Port „es war eine tolle Zeit, mit einer immensen Vielfalt an Aufgaben.“ Einzig, dass Bingen nicht die kreuzungsfreie Anbindung zum Rhein-Nahe-Eck bekommen hätte, wurme ihn noch gewaltig, betonte er.
Er rief dazu auf, den Zusammenhalt innerhalb der Verwaltung zu stärken und sie so bestmöglich zu präsentieren. Nicht die einzelne Abteilung, nicht das einzelne Amt, sondern das Gesamtgebilde sei für die Augen der Bürgerschaft von Bedeutung.
Viele Kolleginnen und Kollegen sowie Weggefährte, darunter auch Ehrenbürgerin und Bürgermeisterin a.D. Brigitte Giesbert, ließen es sich nicht nehmen, sich abschließend von den drei „Urgesteinen“ des Hauptamtes zu verabschieden und ihnen alles erdenklich Gute zu wünschen. Und immer wieder hörte man von beiden Seiten: „Man sieht sich bestimmt wieder einmal in Bingen.“