Wandern hat für viele Menschen etwas Spirituelles. Den Weg vor Augen und die Gedanken schweifen umher ... „Die einen sind vielleicht spirituell unterwegs und können dabei eine sportliche Erfahrung machen; andere sind eher sportlich unterwegs und können eine spirituelle Erfahrung machen. Beide können hoffentlich Hildegard zustimmen: O quam mirabilis - Wie wunderbar!“, fasst die Mitinitiatorin des Hildegard von Bingen Pilgerwanderwegs, Dr. Annette Esser vom Scivias- Institut für Kunst und Spiritualität, die Motivation zum Bewandern des Weges zusammen.
Auf dem Pilgerwanderweg können Wanderer auf einem abwechslungsreichen und spannenden Weg dem Leben und Wirken Hildegards nachspüren, ihr Werk auf Tafeln an markanten Wegpunkten kennenlernen.

UNTERWEGS ZWISCHEN KIRN UND MONZINGEN
Die Etappe zwischen Kirn und Bad Sobernheim lässt sich besonders gut mit Hilfe öffentlicher Verkehrsmittel erschließen und eignet sich hervorragend als Tagesetappe. Vom Marktplatz in Kirn führt der Weg aus der Stadt hinaus und folgt auf der Höhe dem gleichlaufenden Weinwanderweg Rhein-Nahe bis zur Kreuzung mit der Vitaltour Wildgrafenweg. Gemeinsam mit der Vitaltour führt der Weg nun zum Nahe-Skywalk nach St. Johannisberg. Hier gibt’s einen wunderbaren Ausblick auf das Nahetal und auf einen alten Steinbruch. Weiter führt der Weg nach Hochstetten-Dhaun und auf die Höhe und tiefer in den Wald hinein. Mitten im Wald findet sich die Ruine Brunkenstein. Die Info-Tafel hat Hildegards Buch über Reptilien zum Thema und lädt dazu ein, sich mit Kröten, Schlangen, Drachen und anderen urzeitlichen oder legendenhaften Geschöpfen zu beschäftigen. Ein Zuweg führt schließlich aus dem Wald hinaus hoch zum Schloss Dhaun. Vom Schlosshof hat man einen schönen Blick ins Simmerbach- und Nahetal. Wieder zurück auf dem Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg geht es talwärts über den Simmerbach bis nach Simmertal. Dort findet sich dann am alten Ratshaus eine Informationstafel, die sich mit Hildegards Briefwechsel und damit auch mit ihrem politischen Engagement beschäftigt. Von hieraus geht es schließlich über Weiler zum Etappenziel nach Monzingen.

EIN LEBEN ALS WANDERSTRECKE
Der insgesamt 137 Kilometer lange Pilgerweg, beginnt in Idar-Oberstein und führt über Niederhosenbach, dem Familiensitz und möglichen Geburtsort Hildegard von Bingens, weiter nach Bad Sobernheim. Unweit von hier befindet sich die Klosterruine Disibodenberg, in dem die Heilige die ersten 40 Jahre ihres bedeutenden Lebens verbrachte. Weiter geht es nach Sponheim, wo Hildegard im Alter von acht Jahren zu ihrer Lehrerin Jutta von Sponheim gegeben wurde. Der Pilgerwanderweg endet schließlich in Bingen am Rhein. Hier zeugt noch der Rupertsberger Gewölbekeller von der letzten Wirkungsstätte Hildegard von Bingens: 1150 gründe- te sie das Kloster Rupertsberg im heutigen Bingerbrück, das 29 Jahre Ort ihres Schaffens war. Letzte St tionen auf dem Pilgerwanderweg sind die Wallfahrtskirche St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen mit dem Hildegardschrein sowie die Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen.

DER PILGERWANDERWEG FÜR DIE WESTENTASCHE
Begleitend zum Pilgerwanderweg ist ein Pilgerbuch erschienen, das die Besucher, an denen Hildegard von Bingen (1098-1179) zwischen Nahe und Rhein gelebt hat.
Das Pilgerbuch bietet das notwendige Material, das Pilger und Wanderer benötigen, um den Spuren Hildegards zu folgen. Kurze Beschreibungen der Etappen und darüber hinaus jede Menge Texte zum Leben Hilde- gards, zu ihrem theologischen, medizinischen und botanischen Werk bieten Gelegenheiten, die heilige Äbtissin und ihre Heimat neu zu entdecken. Ein tiefgründiger Wander- und Pilgerführer, der Hildegard auch
allen Nicht-Wanderern näher bringt. Das Pilgerbuch erscheint im Verlag Matthias Ess und ist im regionalen Buchhandel oder bei vielen Tourist-Information für 19,80 Euro erhältlich.