Tradition und Innovation

Prof. Dr. Antje Krause, Präsidentin der TH Bingen


(Erschienen in initiativ 3-2021)

„Früher war Informatik weiblich“, sagt Professor Dr. Antje Krause. Ab Oktober ist sie neue Präsidentin der Technischen Hochschule Bingen und begeisterte Informatikerin. Eines ihrer Ziele ist es, die Informatik wieder weiblicher zu machen.

Bereits im Mai wurde Professor Dr. Antje Krause vom Senat der Technische Hochschule Bingen als Nachfolgerin von Professor Dr. Klaus Becker gewählt, der nach 12 Jahren nicht mehr zur Wahl antrat, da er sich in den Ruhestand verabschiedet. „Ich bin sehr froh, dass ich dieses wichtige Amt an eine vertrauenswürdige und kompetente Nachfolgerin abgeben kann“, betonte er bei der Vorstellung seiner Nachfolgerin.
Antje Krause kennt die TH aus dem „FF“. Seit 2007 ist sie Professorin für Bioinformatik an der TH, von 2012 bis 2015 war sie Vizepräsidentin für Forschung und Technologietransfer.

Interesse an Biologie und Chemie

Während heute in Deutschland vor allem männliche Studierende die Veranstaltungen aus Naturwissenschaft und Technik bevölkern, war die Informationsverarbeitung zu Beginn der Computer-Ära noch Frauensache – Männer setzten sich eben ungern an Schreibmaschinen.
Die Begeisterung für Technik ereilte Antje Krause schon früh – und begann mit der Eisenbahn des Bruders, die sie auch gerne ergattert hätte.
„Ich bin auf dem Land aufgewachsen, eigentlich habe ich mich früher deshalb mehr für Biologie und Chemie interessiert – bin aber schließlich in der Informatik gelandet.“
Nach dem Abitur absolvierte Antje Krause zunächst eine Ausbildung zur Datenverarbeitungskauffrau und Wirtschaftsinformatik­assistentin, arbeitete als Programmiererin und studierte schließlich Naturwissenschaftliche Informatik. „Ich wusste, ich kann noch mehr, deshalb wollte ich studieren.“
In dem Fach promovierte sie schließlich 2002 und arbeitete als wissenschaftliche Angestellte im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik. Mit ihrem heutigen Fachgebiet für Bioinformatik hat sie es nun geschafft, ihre ursprüngliche Leidenschaft für die Naturwissenschaften mit ihrer bisherigen beruflichen Karriere zu vereinen. Zwischenzeitlich liebäugelte Antje Krause sogar mit einem Ausflug in die Politik und kandidierte 2009 als Direktkandidatin für die Piratenpartei im Wahlkreis Mainz I. Aus der Partei ist sie zwischenzeitlich wieder ausgetreten, ihre Ziele für mehr Transparenz und Datenschutz kann sie allerdings nach wie vor teilen – und berücksichtigt sie auch bei ihrer Arbeit. Der Wille zu Gestalten war es auch, der sie dazu motivierte, als Präsidentin der TH zu kandidieren. „Wir sind eine kleine Hochschule, in der der persönliche Kontakt mit den Mitarbeitenden und der Studierenden noch möglich ist.”

Lebenslanges Lernen

Mit ihrem Fächerkanon sei die Hochschule sehr gut aufgestellt, insbesondere bei den großen Themen unserer Zeit, wie Digitalisierung und Klimawandel.
In Zukunft will sie vor allem das Thema lebenslanges Lernen stärker in den Vordergrund rücken und das Angebot an Berufstätige im Bereich der Weiterbildungsstudiengängen vergrößern.
Der jüngste, aber nach Antje Krause keinesfalls letzte Studiengang dieser Art ist die „Medizinische Biotechnologie“, ein Fernstudiengang mit Präsenzschwerpunkt in Bad Kreuznach. Dazu wurde durch die Sparkasse Rhein-Nahe eine Stiftungsprofessur geschaffen. Die ersten Studierenden wurden zwischenzeitlich in Bad Kreuznach begrüßt.
„Hier in Bingen haben wir viel innovatives Potenzial, das wir weiter ausbauen wollen“, so Krause. „Sei es die Biotechnologie, die Künstliche Intelligenz, die Erneuerbaren Energien oder der Umwelt- und Klimaschutz. Aber auch lang Bewährtes wie Maschinenbau, Elektrotechnik oder Agrarwirtschaft.“ • T.S.

Zur Person
geboren 1966 in Bremervörde

1986 bis 1988 Ausbildung zur Datenverarbeitungskauffrau und Wirtschaftsinformatikassistentin

1988 bis 1990 Arbeit als Programmiererin

1990 bis 1996 Studium der naturwissenschaftlichen Informatik in Bielefeld

1996 bis 2001 Wissenschaftliche Angestellte im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg

2001 bis 2004 Wissenschaftliche Angestellte am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin

2002 Promotion

2004 bis 2007 Professur an der TH Wildau/Brandenburg

seit 2007 Professorin an der TH Bingen

2012 bis 2015 Vize-Präsidentin für Forschung und Technologietransfer der TH Bingen

ab Oktober Präsidentin der TH Bingen

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