Julius Thress

Vorsitzender des Wirtschaftsrates Sektion Rhein-Nahe

 

Im Frühjahr wurde die Sektion Rhein-Nahe des Wirtschaftsrates gegründet, deren Vorsitz Julius Thress, Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Stahl- Handelsunternehmens, übernommen hat. Offiziell heißt der Verein zwar „Wirtschaftsrat der CDU e. V.“, doch ist die Vereinigung rechtlich selbstständig und politisch unabhängig. Ziel ist es, eine starke Stimme für die soziale Marktwirtschaft zu sein. Initiativ sprach mit dem Vorsitzenden Julius Thress.

Welches Selbstverständnis hat Sie dazu motiviert, den Wirtschaftsrat auch in der Region Rhein-Nahe aufzubauen?

Thress: Der Wirtschaftsrat wurde vor 60 Jahren unter aktiver Mithilfe des früheren Wirtschaftsministers Ludwig Erhard gegründet, um getreu dem Titel seines Buches „Wohlstand für alle“ durch die positive und durchgängige Gestaltung der sozialen Marktwirtschaft einen Mehrwert für alle in der Bundesrepublik Lebenden und Arbeitenden zu schaffen. Nur die soziale Marktwirtschaft der letzten Jahrzehnte hat uns in Deutschland dazu befähigt, ein starkes und stabiles Land zu werden, das im Herzen Europas für alle Einwohner ein existenzsicherndes Einkommen und eine Zukunftsperspektive für jeden Einzelnen bieten konnte. Dieses Leitbild trägt uns auch im jetzt gewählten Vorstand, unabhängig von Parteizugehörigkeiten oder parteipolitischen Präferenzen.

Wie kam es dazu, dass die hiesige Sektion des Wirtschaftsrates neu tätig wurde?

Thress: Die vielfältigen, aktuellen Herausforderungen sind nur in einem engen Verständnis zwischen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik zu bewältigen und zu lösen. Als auf Initiative des Generalsekretärs des Wirtschaftsrates Deutschland, Wolfgang Steiger, erste Treffen in der Region stattfanden, überzeugte das die Teilnehmenden so sehr, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer sich neu engagierten und schließlich ein Vorstand mit Mitgliedern aus sechs verschiedenen Betrieben und Branchen gewählt werden konnte.

Wie beurteilen Sie die gegenwärtige wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland?

Thress: Wir zehren – leider schon seit langem – von den Früchten, die uns diese soziale Marktwirtschaft hat ernten lassen. Leider wachsen derzeit zu wenige nach und der Vorrat ist endlich ... Sehr viele strukturelle Reformen wurden in den letzten 20 Jahren nicht angefasst oder nur halbherzig umgesetzt. Dazu zählen das Rentensystem und die Bildungspolitik auf breiter Front. Jedes Jahr müssen schon jetzt über 100 Milliarden Euro vom Bund an die Rentenkassen über- wiesen werden, um das System auf- recht zu erhalten. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen nun in den nächsten acht Jahren in Rente und kommen als Rentenempfänger hinzu. Gleichzeitig haben wir eine sehr starke Migration in das Land – aus den unterschiedlichsten Gründen. Hier sollten wir genauer differenzieren – und dies sage ich ganz sachlich und wertfrei – und klar unter – scheiden: Wer sind Arbeitsmigranten, die der Wirtschaft zur Verfügung stehen, und wer sind Sozialmigranten, die direkt als Sozialhilfeempfänger in den Sozialsystemen landen? Wir haben die flächendeckenden Herausforderungen in der Verkehrsinfrastruktur und in der Digitalisierung. Wir haben weltweit die teuersten Energie- kosten für Privathaushalte, Handwerk und Industrie. Diese Situation hat sich seit 2022 verschärft und verschafft den meisten Volkswirtschaften weltweit einen langfristigen und strategischen Wettbewerbsvorteil gegenüber Deutschland.

Die Reduktion des CO2-Ausstoßes und die Unabhängigkeit fossiler Energieträger sind einige der größten Herausforderungen dieser Zeit. Haben Sie Lösungsvorschläge?

Thress: Das stimmt voll und ganz. Die Herausforderungen werden durch die Politik aktuell schlecht gemanagt und verschärfen die Probleme: Wir sind Spitzenreiter bei den Energiekosten und haben aber eine systemimmanente Unsicherheit in der Energieversorgung. Alle politischen Maßnahmen der letzten Jahre und Monate haben diese Situation erheblich verschärft. In Zusammenhang mit den – meist ideologiegetriebenen – jüngsten

 

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