Die Stadt trägt die Tourismuswerbung schon im Namen – Bingen am Rhein. Aufgrund zweier Wechsel an der Spitze des Tourismusmarketings in den vergangenen Jahren war es nicht einfach, Konstanz in die Bemühungen der Stadt zu bringen. Mit Jens Thiele soll es nun bergauf gehen. Der 45-Jährige ist ein erfahrener Experte für Stadtmarketing, der die Bingen Tourismus und Kongress GmbH in eine erfolgreiche Zukunft führen soll.
Eine Zeitenwende für das Tourismus-Marketing in Bingen sollte sie sein, eine GmbH, die die Stadt als eigene und flexible Gesellschaft touristisch und im Kongress- und Tagungsgeschäft weiterbringt. Schon 2020 wurde sie gegründet, doch der Start war schwierig. Zwei Geschäftsführer haben sich seit 2018 federführend mit dem Aufbau beschäftigt, eine schwierige Geburt – und Corona machte dem touristischen Neustart vollends einen Strich durch die Rechnung. Jens Thiele erbt ein Haus, das nun organisatorisch eigenständig und bereit ist, Vollgas zu geben.
15 Jahre arbeite er im Marketing und als Prokurist bei der Kultur- und Veranstaltungs GmbH der Stadt Worms, kennt also das Geschäft – und die Chancen und Fallstricke der Zusammenarbeit einer Gesellschaft im kommunalpolitischen Umfeld. Denn es gilt dabei nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen zu führen, sondern auch den politischen Gremien Rede und Antwort zu stehen.

Jens Thiele ist bekennender Rheinhesse. Obwohl im Schwarzwald geboren und aufgewachsen, führte ihn sein Zivildienst dank verwandtschaftlicher Beziehungen nach Alzey. Von der Region ließ er sich fesseln. Er blieb und studierte in Worms Internationale Betriebswirtschaftslehre, absolvierte ein Auslandssemester in Peru und fand in der Nibelungenstadt auch seine berufliche Zukunft, zunächst in einer Agentur für Eventmanagement und Marketing – später dann in der städtischen Gesellschaft.
Nun ist Worms mehr als dreimal so groß wie Bingen, blickt auf eine überwältigende Geschichte zurück und hat sich große kulturelle Bedeutung erarbeitet. Doch verfügt Bingen heute über touristische Ausgangsbedingungen, die die schiere Größe aufwiegen.
Jens Thiele fühlt sich in Bingen angekommen. „Ich fühle mich sehr wohl hier und freue mich über das gute Miteinander in der Stadt.“ Eine wichtige Voraussetzung, denn klar ist für ihn: „Wenn Menschen miteinander können, dann lässt sich viel erreichen.“
Und so legt Jens Thiele großen Wert auf Netzwerkarbeit – sowohl innerhalb der Stadt als auch mit den benachbarten Tourismusregionen. Insbesondere zu den Kollegen in Rüdesheim und Ingelheim will er die Kontakte wieder intensivieren.

Daneben sind die operativen Aufgaben vielfältig. Mit einem Team aus gerade einmal 16 Personen, inklusive zweier Azubis, ist die Tourist-Info zu besetzen, es gilt eine Reihe hochkarätiger Feste zu organisieren und ein Kongress- Zentrum zu unterhalten. Dazu kommt, dass sich dieses Team schon vor Thieles Amtsantritt in einem Umbruch befand.
Wichtigste Aufgabe der Gesellschaft seit der Gründung: Die Förderung des Kongress- Geschäfts. Schließlich verfügt Bingen mit dem Rheintal-Kongress-Zentrum über eine Location mit einer Kapazität von rund 400 Personen, die besser ins Geschäft kommen soll. „Die Halle hat ein riesiges Potenzial“, ist Thiele überzeugt. In Bezug auf die technische Ausstattung kann sie zwar mit modernisierten Nachbarn wie Mainz oder Ingelheim nur schwer mithalten, doch die landschaftlichen Pluspunkte und das Hotel in unmittelbarer Nähe können Nachteile aufwiegen. Und Thiele arbeitet an einer Modernisierung der Halle in den kommenden Jahren. „Die wichtigste Aufgabe ist für mich aber nun die aktivere Vermartkung unseres Kongress-Angebots.“ Insbesondere will er ein stärkeres Augenmerk auf „Bleisure“-Angebote legen, die Verbindung aus Business-Aufenthalten mit anschließenden Leisure – also Freizeit-Angeboten. Viele Aufgaben für den dreifachen Vater, doch Bingen wartet nur darauf, endlich durchstarten zu können.